In der Zeit der Emanzipation verändert sich auch die Sprache und vor allem die einschlägige Terminologie. Einige Schlagworte sind unerwünscht, einige sind politisch inkorrekt und daher unmöglich. Das deutsche „durch den Rost gefallen“ funktioniert nicht mehr, das kroatische Synonym „durch den Rost fallen“ funktioniert; deutsch „bis zur Vergasung“ funktioniert nicht, das kroatische Synonym „bis zum Herunterfahren“ geht;
„Hipp hipp Hurra!“ als Ausruf funktioniert nicht mehr, da er auf die lateinische Abkürzung H.E.P. zurückgeführt wird, die für Hicrosolyma Est Perdita („Jerusalem ist verloren/zerstört“) steht; das deutsche „das kommt mir spanisch vor“ ist mittlerweile nicht mehr „zu gebrauchen“ und gibt es genauso wie „etwas türken“, den „Schachtürken“ (den mechanischen Schachspieler) oder „einen Türken bauen“ oder wie „etwas mit Links machen“, „zwei linke Hände haben“ auf Kroatisch nicht. Mittlerweile geht nicht mehr „Schwarzfahren“, „das schwarze Schaf (der Familie)“, „Schwarzmarkt“, „sich schwarzärgern“, „anschwärzen“, „warten, bis man schwarz wird“, auf Kroatisch geht es. Im Deutschen funktioniert „Neger“, „Schwarzer“ überhaupt nicht, im Kroatischen jedoch geht (noch) „Schwarzer/Crnac“.
Aber was ist mit „Minderheit“ im Sinne von „weniger“ und „weniger erstrebenswert“ vielleicht auch „minderwertig“ also „weniger wert“ – soll das noch in Ordnung sein? Eigentlich ist es verwunderlich, dass hier noch niemand „fündig“ geworden ist und sich nicht an diesem pejorativen Begriff gestoßen hat.
In Österreich hat sich der Begriff „Volksgruppe“ in die offizielle Terminologie „eingeschlichen“, obwohl das rein legistisch, in seiner offiziellen Gewichtung und Wertigkeit unterhalb der international verwendeten „national minority“ oder „nationality“ angesiedelt ist. Aber seit der Schändung dieses im Deutschen einst sehr gebräuchlichen Lehnwortes durch das Naziregime und das Dritte Reich, sind „national“ und damit die meisten seiner Wortverbindungen mehr oder weniger zum No-Go geworden. Nationalmannschaft, Nationalrat oder Nationalhymne gehen gerade noch, aber ansonsten ist alles in diesem Zusammenhang sehr belastet. Unverdienterweise, wie ich finde, das Wort nämlich, und nicht was dann unglücklicherweise daraus gemacht wurde.
So müssen sich die österreichischen Nationalitäten, Volksgruppen im öffentlichen Raum mit dem Begriff „Minderheit“ zufrieden geben. Wir sprechen hier zumindest von den sechs autochthonen und anerkannten Volksgruppen/Minderheiten in Österreich: den Burgenländischen Kroaten, den Kärntner und Steirischen Slowenen, den Wiener Tschechen und Slowaken, den Ungarn sowie den Roma und Sinti.
Es scheint, dass sie sich mittlerweile schon daran gewöhnt, es akzeptiert haben, so dass sich kaum noch jemand daran stößt. In Ordnung ist es nicht. Deshalb sollten wir es zumindest sagen – laut und deutlich – und auch schreiben.