Die literarischen Verbände Österreichs, Deutschlands, der Schweiz und Südtirols haben sich zu einer Plattform zusammengeschlossen, um als gemeinsame Stimme wahrgenommen zu werden. Es ist Zeit, sich dem Wandel der politischen Verhältnisse entgegenzustellen und der zunehmenden Abwertung demokratischer Instanzen und Errungenschaften Einhalt zu gebieten. Gegründet wurde die Plattform von der IG Autorinnen Autoren, dem Österreichischen PEN Club, der Grazer Autorinnen Autorenversammlung und vom Österreichischen Schriftsteller/innenverband.
Die Plattform österreichischer, deutscher, Schweizer und Südtiroler Autorinnen- und Autorenverbände Der Wert der Demokratie versteht sich als Einrichtung, um politischen Akteurinnen und Akteuren, die das demokratische System durch Verleumdung, Hetze, Lüge und Täuschung desavouieren wollen, deutlich und nachdrücklich zu widersprechen. Anbiederungen an menschenfeindliche Diskurse, die Instrumentalisierung von Ressentiments, Anlehnungen an den Sprachgebrauch der NS-Zeit und der Einsatz belasteter Termini sollen kontextualisiert und der Verharmlosung entzogen werden. Die Plattform wendet sich gegen sprachliche und gesellschaftliche Verrohung, meldet sich mit grundsätzlichen Stellungnahmen zu Wort und tritt in Dialog mit allen, die gegen diese Entwicklung Widerstand leisten. Die Mitglieder der Plattform Der Wert der Demokratie erarbeiten und formulieren gemeinsam Texte zu gesellschaftlichen Anforderungen und zur gesellschaftlichen Orientierung und stellen sie zur allgemeinen Diskussion. Die Plattform tritt in Kontakt mit NGOs und zivilgesellschaftlichen Initiativen, die sich für die Demokratie und die Menschenrechte einsetzen. Sie begegnet jeglichem Angriff auf die Freiheit der Kunst, der Verleumdung der Medien und dem Missbrauch der sozialen Medien. Es geht darum, substanzielle Antworten auf Zeitfragen zu geben.
Die Plattform nimmt Anfang Mai dieses Jahres ihre Arbeit auf, stellt ihren Vorhaben vor und beginnt den Dialog mit den Medien und der Öffentlichkeit. In weiterer Folge sind in regelmäßigen Abständen von den Verbänden gemeinsam verfasste und veröffentlichte Kommentare, Statements und Appelle geplant, die sich mit antidemokratischen Begriffen, Tendenzen und Entwicklungen auseinandersetzen. Ziel ist, eine politisch-sachliche Diskussion mit der Zivilgesellschaft zu initiieren und Politikerinnen und Politiker darin zu bestärken, differenzierte Haltungen einzunehmen, nicht nur nach außen, genauso parteiintern.
Wir wollen über Wahlkämpfe und Wahlen hinaus eine andere Sprache der politischen Auseinandersetzung etablieren, die nichts schönredet und nicht skandalisiert. Wir wollen die politische Sprache aus ihren Verschwörungstheorieecken und Werbebotschaften heraus holen. Wir wollen zu einem Sprachgebrauch bewegen, der sich der Verwendung von Begriffen bewusst ist und nicht nur aufnimmt, was mit der Verwendung von Begriffen bezweckt wird. Wir wollen einer Sprache, mit der die Demokratie sturmreif geredet werden soll, ihre beabsichtigten Wirkungen nehmen.
Begriffe wie Systemparteien, Systempolitiker, Lügenpresse, Volkskanzler, Einheitspartei, Einheitsparteien, Umvolkung, Bevölkerungsaustausch, Remigration, Normalität, Normalisierung, Ausländer, Emigrant, Überfremdung, Festung Europa, Festung Österreich, Leitkultur, Volksverrat, Volksverräter, Fahndungsliste, Globalismus, Europa der Vaterländer, Eurokratenzirkel, Tag des Sieges, Kettenbrechen, Unbeugsamer Wille, Jahr der Wende, Schicksalsjahr, Jahr der Entscheidung, Erlösung, Entwurzelung, Verantwortungsflüchtlinge, ÖKO-Terroristen oder Genderwahn werden in den Kontext ihrer Ursprünge und Verbindungen gestellt.
Basis aller Demokratiebestrebungen sind die Verwirklichung und Einhaltung der Grund-, Freiheits- und Menschenrechte. Ohne diesen rechtlichen Rückhalt haben Demokratien keinen Bestand.
Die Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Haltungen ist unerlässlich. Nur Wissen kann Vorurteile beseitigen helfen.
Selbstkontrolle ist ein Wesensbestandteil der Demokratie. Gewaltentrennung und Vielfalt, Unabhängigkeit und Eigenständigkeit garantieren sie.
Jede Einschränkung der Freiheit und Unabhängigkeit der Kunst, der öffentlichen Meinung, Wissenschaft und Justiz ist eine Beschneidung der Rechte aller.
Wien, 2.5.2024