Und wenn da einer meint, ich sei eine „Klima-Hysterikerin“, dann möge er sich kundig machen. Dann möge er die Tendenz, sich Manipulationsversuchen durch Rechtsgerichtete und
Verschwörungstheoretiker (denn nur die verfügen über ein solches Vokabular) zu unterwerfen, hinterfragen.
In den Medien wird phasenweise dauerberichterstattet. Über Hochwasser, schmelzende Gletscher, Hurrikans, Starkregen, Tornados, orientierungslos umherirrende Spezies im Tierbereich, aussterbende im Pflanzen- und Tierbereich. Menschen-gemacht! Milton war der 2.Hurrikan innerhalb von zwei Wochen, der über die USA hinweg wütete. Er verursachte nicht nur Milliarden Schäden, sondern auch Tote, Verletzte und vorab eine Massenflucht.
Wir erinnern das 1000 jährliche Hochwasser am Wienfluss, die katastrophale Situation in Niederösterreich. In anderen Ländern Europas. Es gibt, wie wir wissen, aber auch leisere, medial nicht so oft erwähnte Konsequenzen aus dem unachtsamen Umgang mit dem Haushalt der Natur (sei es durch unaufhaltsame Rodungen oder durch Pestizide) und dem Kreislauf der Gewässer. In den Ländern Afrikas etwa, die unter Dürre leiden, entsteht diese durch Bodenerosion, durch die Beeinträchtigung der natürlichen Ressourcen Wasser, Boden oder Vegetation; sie alle vermögen sich nicht mehr zu regenerieren. Dies geschieht unaufhaltsam und ohne die stete mediale Aufmerksamkeit oder Berichterstattung. Dort wird im Stillen gelitten. Nicht vor den Kameras!
Die rasant fortschreitenden und in keinster Weise linear verlaufenden, oftmals unerwartet eintretenden Wetterattacken überschreiten längst unser bescheidenes Fassungsvermögen. Unsere beschränkte Fähigkeit zur Einschätzung der Lage. Und wenn wir schon als Einzelne lediglich durch den bewußteren Einsatz von Energien, disziplinierteres Konsumverhalten, etwas mehr Verzicht auf gewisse Annehmlichkeiten etwas dazu beitragen können,
innerhalb unseres Aktionsradius ein wenig gegenzusteuern, ist es doch mehr als wesentlich, eine unsere Umwelt unterstützende (!) Haltung (!) einzunehmen. Eine Haltung des Gewahrseins, der Wahrnehmung von schmerzhaften und Schmerz zufügenden Veränderungen im sensiblen Gewebe der Natur und des Zusammenlebens mit allen anderen Arten.
Aber nein, das ist „Hysterie“. So meinen jene, die nicht über den Tellerrand der Befriedigung ihrer sehr überschaubaren – „Primär Bedürfnisse“ (!) hinausblicken. Deren Radius dort aufhört, wo ihre eigenen Lebenszusammenhänge enden. Die nicht bereit sind, (Mit)Verantwortung zu übernehmen; deren Paradigmata sich im Kontext Leistung, Profit, vorschnelle Schwarz-Weiß-(Ab-) Urteile finden. Jene, die voreingenommen gegenüber
komplexeren und vorausweisenden Denkweisen sind. Die sich nicht bewegen. Deren Blick nur auf sich selbst und die „ganz Nahen“ gerichtet ist. Also ist „Klimahysterie“, ein Wort im Gebrauch jener, die kurzsichtig und simpel denken, sprechen und handeln. Die meinen zu wissen wie es lang geht.
2021 wurde in einer Studie erhoben, dass sich über 99 % der wissenschaftlichen Arbeiten bezüglich des menschengemachten Klimawandels einig sind. Es gibt einige, wenige, die aus wissenschaftlicher Sicht daran noch zweifeln. Von jenen ist hier nicht die Rede. Die Rede ist vom Unwort des Jahres 2019 (Ich berufe mich dabei auf die „deutsche sprachkritische Aktion“) und von jenen, die es unreflektiert hinausposaunen, mit geblähter Brust. Wie wir jedoch wissen, beginnt (fast) alles mit der Sprache. Mit einer achtsamen oder einer unachtsamen. Und letztere hat schon zu vielen Katastrophen in der Menschheitsgeschichte geführt.
„Klimahysterie“ desavouiert die Erkenntnisse seriöser WissenschaftlerInnen und ForscherInnen und die Bemühungen von AktivistInnen. Es unterstellt jenen, die sich konstruktiv für Natur und Umwelt einsetzen, übertriebene, ja beinahe neurotische oder gar psychotische Züge. Doch wenn jemand hysterisch ist, dann sind es jene, die hinter der Aufdeckung erfahrbarer, nicht zu leugnender globaler Entwicklungen, für die wir alle mitverantwortlich sind, eine Verschwörung vermuten. Und innerhalb ihres kleinen, ego-basierten Radius so weitermachen, so weitersprechen wie bisher!