„Festung Österreich. Festung der Freiheit“, diesen Titel trägt das Wahlprogramm der FPÖ. Das hat ein bisschen was von Ritterspielen, von männlichen Heldenfiguren, vom „Schlag aufs Hosentürl“, mit dem Herbert Kickl in seinen Reden gern Andersdenkenden begegnet. Eine Heimat sei diese „Festung der Freiheit“, „ein Ort, an dem man sich nicht erklären muss“ (Kurier, 21.08.2024). Allein: Freiheit und Festung, wie geht das zusammen? Und wer ist dieses „man“?
Eine Festung ist ein beschränkter Ort, nichts Demokratisches haftet ihr an, ihre Abschottung grenzt beidseitig aus, von draußen lässt sie niemanden hinein, denen, die drinnen sind, verstellt sie mit ihren Mauern den Blick auf die Welt, auf die Möglichkeiten, die vor ihnen lägen. Kalt ist es, feucht. Im Winter zieht es so sehr, dass die Fensteröffnungen mit Fellen verhängt werden müssen. Dann ist es vollkommen dunkel. War Freiheit nicht das mit Sonne, blauem Himmel und vielen Vögeln?
Auf Seite 46 des Wahlprogramms findet sich ein Bild, wie sich die FPÖ ihre „Festung der Freiheit“ vorstellt. Inmitten Österreichs, zwischen Wien, Salzburg und Klagenfurt, erhebt sich ein Berg, der einer überdimensionierten Festung als Unterbau dient. Eine mächtige Wehrmauer, die Wachtürme mit Österreichfahnen beflaggt, am Fuß des Berges eine Straße, die im Nirgendwo versandet. Nicht mal auf Polizeipferden ließe sich diese Festung verlassen. Freiheit kann es in diesem Bild nur für jene Menschen geben, die fliegen können, weil sie die Macht haben, es sich richten zu können. Für diejenigen, die sich nicht erklären müssen. Das ist Kickls Zukunftsvision von Österreich: Eine dunkle Festungsfantasie. Eine Wahlautokratie, die den Zerfall der Demokratie, der Rechtsstaatlichkeit und der Grundrechte mit sich bringt, wie wir es aus Ungarn kennen. „Machen wir es dem Orbán nach, liebe Freunde. Bauen wir die Festung Österreich. Das ist gar nicht so schwer.“ (Herbert Kickl, Rede, 1. Mai 2023)