Nur weil jemand aus einem Bildschirm rausredet, ist er noch lange kein Journalist. Und nur weil ein Studio in Newsroom-Ästhetik aufgemacht ist, bringt es noch lange keine unabhängigen News.
Als-ob-Medien geben sich als journalistische Medien aus, ohne sich an wesentliche Standards wie Unabhängigkeit, Transparenz und Faktentreue zu halten, und tarnen extreme Meinungen als „Nachrichten“. Sie imitieren den Stil seriöser Nachrichtenformate, verbreiten jedoch propagandistische Inhalte, oft gezielte Desinformation, und das in hochemotionalisierter Form. Diese Medien wollen sich als „Alternative" zu etablierten Medien präsentieren, die sie als „Systemmedien“ oder ein imaginiertes „Medienkartell“ verunglimpfen, um deren Glaubwürdigkeit zu schädigen und das Vertrauen der Rezipient:innen zu untergraben.
Rechtsextreme Als-ob-Medien verbreiten rechtsextreme Propaganda. Sie schüren Zweifel an demokratischen Prozessen, sie stellen die Legitimität von Wahlen infrage und unterstellen Wahlmanipulationen, sie verunglimpfen politische Gegner als „Einheitspartei“, sie verbreiten Verschwörungserzählungen von einem „Great Reset“, von „Globalisten“ (mit mehr oder wenig offener antisemitischer Konnotation) und „geheimen Eliten“, die gegen „das Volk“ arbeiteten, sie hetzen rassistisch, sie verbreiten Desinformation über Klima- und Medizin-Themen. Sie nutzen die während der Covid19-Pandemie entstandenen Wahnvorstellungen und desinformieren über Gesundheitsthemen - etwa über „Luft-Impfungen“ - und behaupten in einer Tatsachenumkehr, dass die Öffentlichkeit „von den Systemmedien“ manipuliert würde, während sie selbst extrem manipulativ agieren.
In Österreich beschleunigt sich das Wachstum des Netzwerks rechter und rechtsextremer Als-ob-Medien seit der Covid19-Pandemie. Die Eigentümerschaften sind verschachtelt und haben oft personelle Überschneidungen mit der FPÖ und der „Identitären Bewegung", die Finanzierung ist intransparent. Zu diesem Netzwerk digitaler Plattformen zählen unter anderem AUF1, vom österreichischen Verfassungsschutz als „rechtsextremistisches Medium“ eingestuft, „Info Direkt“, „Report24“, „Der Status“, „RTV“ und andere. Diese Als-ob-Medien verweisen aufeinander, ebenso intensiv sind Kooperationen und gegenseitige Querverweise mit „FPÖ-TV“, dem Parteikanal auf YouTube. Diese abgeschlossene Parallelöffentlichkeit soll den Anschein von Vielfalt erwecken. Die FPÖ befördert die rechten und rechtsextremen Als-Ob-Medien durch die Schaltung von Inseraten und durch zahlreiche Auftritte ihres Personals sowie durch Versuche, die Mitarbeiter dieser Plattformen als „Journalisten“ zu legitimieren, etwa im österreichischen Nationalrat oder im EU-Parlament.
Die Strategie von Als-ob-Medien ist, durch die Imitation journalistischer Darstellungsformen als seriöse Nachrichtenquellen rezipiert zu werden und so extremistische und verschwörungsideologische Botschaften zu normalisieren. Sie nutzen bewusst eine Sprache, die darauf abzielt, Emotionen zu schüren und das Misstrauen gegenüber staatlichen und medialen Institutionen zu verstärken. Insgesamt stellen Als-ob-Medien eine erhebliche Gefahr für die demokratische Debattenkultur dar, insbesondere dann, wenn ihre Terminologien, Narrative und Selbstdeklaration als „Journalistische Alternativmedien“ unreflektiert übernommen und im medialen und politischen Diskurs normalisiert werden. Sie destabilisieren das Vertrauen in demokratische Institutionen und fördern eine zunehmende Polarisierung in der Gesellschaft.